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Danke schön, Herr Kollege!

Aktualisiert: 6. Feb.



 

Wenn ich den Blick zurück in meine Vergangenheit werfe, hat mich immer der Wunsch „Nie stehen zu bleiben“ angetrieben. Die größten Sprünge auf meinem (beruflichen) Weg machte ich bei meiner systemischen Ausbildung, aber auch gemeinsam mit meinen Tieren.

 

Eine Station auf meinem Weg in die tiergestützte Arbeit war die Therapie-Hund-Team-Ausbildung mit meinem Hund Harry. In dieser Ausbildung habe ich meinen Hund nochmal ganz anders kennen und lesen gelernt. Harry entpuppte sich als ein sehr lernfreudiger und vor allem nervenstarker Hund, der auf alles Lust hat und voller Vertrauen jede Übung mitmacht.

 

Gestärkt mit diesen neuen Erfahrungen und einem hervorragenden Abschluss (ich war sooooo stolz auf Harry) begannen wir im Oktober 2023 eine wunderbare Aufgabe in einer psychosomatischen Klinik bei Frankfurt.

Hier schlüpft Harry einmal in der Woche in die Rolle des Stationshundes und wir besuchen eine wechselnde kleine Gruppe von vier bis fünf Patienten.

Die Patienten lieben seine sehr freudigen Begrüßungen, die jedem das Gefühl geben, seine Anwesenheit ist das Beste an diesem Tag. Die weiteren 60 Minuten sind eine Mischung aus verschiedenen Hundetricks, gezielten Übungen und wohlwollender „hundischer“ Zuwendung.

 

Es entsteht ein wertfreier Dialog mit Harry, der durch unterschiedliche Kommunikations- und Interaktionsformen Ausdruck findet. So können Beziehungsmuster aufgedeckt und Gefühle wahrgenommen werden, denen wir den notwendigen therapeutischen Raum geben können. Dieses Gefühl, das die Patienten wahrnehmen können, kann in den weiteren klinischen, psychotherapeutischen Prozess mitgenommen werden.

 

Spannend ist die Betrachtung der Triade „Patient-Therapeut-Hund“. Diese bietet viele Ebenen in denen mentalisierungsbasiertes Arbeiten möglich ist. So kann ich die Position des Therapeuten, des Patienten oder des Hundes mentalisieren.

 

In einer Gruppe entsteht eine noch komplexere Interaktion, da ablaufende Prozesse eine weitere Position darstellen. Das heißt beispielsweise Patient A kuschelt mit Harry und Patient B beobachtet diese Szene. Es entstehen Gefühle, die der Patient B wahrnimmt und möglicherweise auch formuliert.

 

Und auch Harry nimmt Gefühle wahr und reagiert darauf. In jeder Stunde entscheidet er selbst (insofern ich ihm freie Hand lasse) mit wem und auf welche Weise er in Interaktion gehen möchte und beweist zu meinem Erstaunen dabei sehr viel Feingefühl.

 

Die Einheiten werden immer von dem Fachpersonal der Klinik begleitet. In einer Stunde saß eine Therapeutin bei uns, die zum Ende der Stunde zu Harry sagte: „Danke schön, Herr Kollege“ :-)

 

 

 

 

 

 

 

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